Es war ein berührender Freitagabend, auch wenn Marikke Heinz-Hoek aus gesundheitlichen Gründen nicht selbst dabei sein konnte. Im Geiste war sie anwesend und hat der Lesung und dem anschließenden Gespräch gelauscht, das sich zwischen Wieland Krause, André Schinkel und dem kundigen Publikum nach der Filmvorführung entspann an jenem 22.09.2023 im Literaturhaus Halle.

Gezeigt wurde der Film „Sichtachsen“ (2007) von Marikke Heinz-Hoek. Mit der Handkamera gefilmt, kaum Schnitte, kommt der Film ohne Kommentare aus. Ein Gang durch Kempowskis Kosmos. Im Anschluss eine Lesung aus Kempowskis epochaler Tagebuch-Collage „Echolot“. Durch den Abend führten André Schinkel und Wieland Krause.

Wieland Krause schrieb erinnernd:

Das war ein schöner, langer, berührender und energiegeladener Abend im Literaturhaus in Halle. Ich habe diesen Abend mit meinem Freund André Schinkel, Schriftsteller und Akademiemitglied, vorbereitet. Am Anfang zeigten wir den Film - eine wunderbare Einstimmung in das Thema.
Dieser Rundgang durch SEINEN Kosmos - aber auch der Rundgang in einem Labyrinth, genannt Sammlung/Archiv, ohne Punkt und Komma ...
und Kempowskis leises Pfeifen als Vergewisserung und Zugang zur Welt.
Wir lasen dann etliche Kommentare aus Culpa, die klar machten, welche Dimensionen bewältigt werden mussten, um über solch langen Zeitraum dies gewaltige Werk in diese Form zu gießen. Dann Lesung aus ABGESANG, wenige markante Stellen, die ausreichten, um zu verstehen, was das Besondere dieses Werkes ist, und die uns so tief berühren und eine historische Dimension öffnen.
Danach langes, angeregtes Gespräch... großes Interesse an dieser spezifischen Form in Kempowskis Schaffen. 

Ich hatte alle 10 Bände und Culpa mitgebracht, man konnte diese auch in die Hand nehmen - das wurde auch gern angenommen ...

 

Walter Kempowski (1929–2007) war ein deutscher Schriftsteller. Er wurde vor allem durch seine stark autobiografisch geprägten Romane der Deutschen Chronik bekannt sowie durch sein Projekt Echolot, einem Werk in zehn Bänden, in dem er Tagebücher, Briefe und andere Alltagszeugnisse zu einem literarischen Werk collagierte. Das Archiv von Walter Kempowski befindet sich seit 2005 im Bestand der Akademie der Künste in Berlin.

Marikke Heinz-Hoek (*1944) ist eine deutsche Malerin, Konzept- und Videokünstlerin. Ihre Hauptthemen sind Erinnerungen und Legendenbildungen. Seit 2003 kuratiert sie eigene Projekte zum Thema Neue Medien, von 2005 bis 2010 auch die jährlichen Ausstellungen zum Videokunst-Förderpreis Bremen. Marikke Heinz-Hoek ist Mitglied im Deutschen Künstlerbund. Sie lebt und arbeitet in Bremen und in Jemgum.