Am 19. September besuchte eine Gruppe von Akademiemitgliedern die neue Dauerausstellung zur Moderne nach 1945 im Kunstmuseum Moritzburg in Halle. Besonderer Anlass war die dauerhafte Präsentation einer Arbeit unseres Akademiemitglieds Ute Lohse im Rahmen dieser Ausstellung.

Ihre Arbeit „Sieben Module“, Ton, 2,5 x 0,5 x 0,5 m, 1992, wurde durch das Land Sachsen-Anhalt angekauft und dem Museum als Dauerleihgabe übergeben. In der Ausstellung Moderne II ist die Skulptur zum ersten Mal öffentlich zu sehen. Ute Lohse arbeitet seit ihrem Studium an der Burg Giebichenstein (1964 -1971) als freischaffende Künstlerin in Halle. In ihren keramischen und architekturbezogenen Arbeiten untersucht sie das Wechselspiel von Räumlichkeit und Fläche und sucht nach formalen Ordnungsprinzipien die dem Gedanken einer universellen Ordnung hinter den Dingen entspringen.

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Die neue Schau im oberen Westflügel der Moritzburg zeigt malerische und plastische Positionen im Umfeld Konkreter Kunst. So stehen dort nun Werke von Hermann Glöckner, Horst Bartnig, Karl-Heinz Adler oder Ludwig Erler im temporären oder dauerhaften Dialog mit Arbeiten von Imi Knoebel, Günther Förg oder Edda Jachens.

Deutlich herausgearbeitet und auch im Zusammenhang mit der parallelen Dauerstellung Moderne I zeigt sich dabei die kunsthistorisch starke regionale Verankerung geometrisch-abstrakter Kunstauffassungen. Schon Theo van Doesburg als Schöpfer des Terminus „Art concrete“ wirkte in den zwanziger Jahren in Weimar, Dessau oder Halle und vertrat sein Paradigma im Zeichen von Reduktion und klarer architektonischer Konstruktion. 1929 erwarb der damalige Moritzburg-Direktor Alois J. Schardt ein Konvolut von 46 Werken des führenden russischen Konstruktivisten El Lissitzky. Auch Arbeiten des damaligen Bauhaus-Absolventen Fritz Winter wurden von Schardt noch in den dreißiger Jahren angekauft. Winter lebte zu diesem Zeitpunkt in Halle und stand in engem Austausch mit Erwin Hahs, der ebenfalls mit einer abstrakten Arbeit von 1932 in 'Moderne I' vertreten ist.

Obwohl nicht gegenständliche Kunst spätestens ab 1952 zu einem Schattendasein verdammt war, erweiterte die Moritzburg auch zu DDR-Zeiten die Sammlung konkreter und konstruktivistischer Positionen weiter. So gelangten Arbeiten von Glöckner, Bartnig, Adler oder Erler in den Bestand, der nach 1990 um weitere Leihgaben und Schenkungen ergänzt wurde.

Wenige Monate nach dem Abschied von der Sammlung Gerlinger, so Moritzburg-Chef Bauer-Friedrich im August 2017 * , sehe sich das Museum „das erste Mal in der Geschichte der Moritzburg“ in der Lage, nun endlich die eigenen Sammlungen wirkungsvoll und angemessen präsentieren zu können.

Dass mit der Ausstellung Moderne II zugleich eine gangbare Brücke in unsere künstlerische Gegenwart errichtet wird ist ein zumindest ebenso wesentlicher Aspekt dieser neuen Situation.

* LR Online ,https://www.lr-online.de/nachrichten/kultur/moritzburg-startet-neue-dauerausstellung_aid-2548365