für John Cage
Beginnt man sein Handeln zu beschreiben, führt das geradewegs dazu, ihm einen Sinn abzutrotzen. Mich fasziniert der Gedanke von John Cage, zu versuchen, eine gestalterische Entscheidung unabhängig von Subjektivem zu erzielen. Also jenseits des Absichtsvollen, mittels sogenannter Zufallsoperationen künstlerisch zu handeln. Die Partitur ORGAN²/ASLSP von John Cage wird zum Gegenstand meiner Aufmerksamkeit. Die Partitur liegt vor mir, Zeilen, Linien und dazwischen die Orte der Noten auf A4 Blättern. Mir kommt der Gedanke, mittels einer Zufallsoperation die Partitur zu sequenzieren. Dazu dienen 3 Würfel mit einer Höchstpunktzahl von 18 Punkten. Die Anzahl der gewürfelten Punkte bestimmen die Größe der zu übertragenden Abschnitte der Partitur. Auf einem handgeschöpften Büttenpapier bestimmen diese Sequenzen die Bildkomposition.
Ich gehe hinaus und genieße den Spaziergang zum Steinbruch. Warum sollen die eingesammelten kleinen Steine, das heißt, ihre direkten Abdrücke auf dem Papier, für je eine Note der Partitur stehen? Originär wie jeder erzeugte Ton immer ein anderer Stein. Metapher für die Dauer von ORGAN²/ASLSP von John Cage in Halberstadt.
Die Steine fallen mir beim Erklimmen der Steinhalden zu. Kann Zufall das Absichtsvolle ersetzen? Es scheint so, als würde es mir nicht gelingen, Absicht zu vermeiden, solange ich aktiv handle.
Beim Salatbereiten entsteht die Überlegung, daß von der Farbe grün auf diesem Planeten alles leben abhängt. Aber die Steine? Vielleicht möchte ich sie deshalb in eine grüne Stimmung betten - wie der Klang den Ton umhüllt.
Beidseitig bearbeitet wird das Büttenpapier ein plastischer Körper. 232 mal gewürfelt, 232 Zeichnungen entstehen, zu jeder Zeichnung gehören die abgedruckten Steine. So langsam als möglich leben Steine.
Olaf Wegewitz 2021