Am 5. September wäre der Komponist und Fluxus-Künstler John Cage 112 Jahre alt geworden. Die Halberstädter John-Cage-Orgel-Stiftung lud aus diesem Anlass zu einer Publikumsveranstaltung in das dortige Cage-Haus ein. Als ein Hauptgast des Abends war Olaf Wegewitz geladen, um über sein dort ausgestelltes Kunstwerk 'ASLSP leben Steine' zu sprechen.
Fördervereinschef Jörg Spix zeigte sich als begrüßender Moderator sichtlich erfreut über das große Interesse im Saal, der bis auf den letzten Stuhl gefüllt war. Das Orgelprojekt in der Burchardi-Kirche locke mittlerweile 10.000 Besucher aus aller Welt nach Halberstadt – Tendenz wachsend. Zuletzt konnte man eine Schenkung von Tuschebildern aus einem Cage-Happenings in die wachsende Kunstsammlung des Hauses integrieren. Werk und die Gedankenwelt von Cage wolle man in Zukunft mit einer Cage-Academy in die Gesellschaft tragen.
Olaf Wegewitz lebt unweit des Aufführungsortes von John Cages Orgelstück "Organ2/ASLSP", das noch bis zum Jahr 2640 in Halberstadt erklingen soll. Mit der Musik von John Cage sei er schon in den 1970er Jahren in Leipzig in Berührung gekommen, berichtete der Künstler beim Talk auf dem Sofa.
Mit seiner Arbeit 'ASLSP leben Steine' bezog sich Wegewitz unmittelbar auf das Langzeitstück und adaptierte für die bildnerische Umsetzung auch das Zufallsprinzip, mit dem Cage in der Partitur die Tonhöhen festlegte. Die Zeitsequenzen der musikalischen Komposition übertrug Wegewitz in räumliche Längen seiner Papierbögen, aus denen die Installation wandseitig besteht. Um das Langzeitprinzip "As SLow aS Possible" auch für die visuelle Darstellung der Töne anzuwenden, entschied sich der Künstler, die Einzeltöne jeweils durch die Form eines Steines zu symbolisieren. Jeden auf diese Weise dargestellten Stein sammelte er zuvor als Objekt, nummerierte und archivierte ihn sichtbar in einem Schaukasten als Teil des Kunstwerkes. Steine als älteste Artefakte der Landschaft schienen ihm am besten geeignet, der musikalischen Idee von Cage zu entsprechen, die Aufführungszeit so lang wie möglich zu dehnen. John Cage hatte sein Stück im Jahr 1985 ursprünglich für Piano komponiert und dafür ein Zufallsprogramm auf einem Computer genutzt. Olaf Wegewitz legte die Positionen der Steine mit Würfeln fest – auch das eine Interpretation von Langsamkeit.
Wegewitz ist bekannt für Arbeiten, die sich mit dem Verhältnis von menschlicher Gesellschaft und er Natur beschäftigen. Sein wichtigstes Medium sind Künstlerbücher, von denen er bislang mehr als 180 geschaffen hat. Auch die Halberstädter Cage-Arbeit habe er als „Buch für die Wand“ geschaffen.