Radio revolten Festival Halle 2016 - Performance Xentos "Fray" Bentos & Ralf Wendt

Zischender Nebel aus dem verdunkelten Bühnen-Off, knisterndes Manuskriptpapier, irritierende athmosphärische Klänge und – eine Stimme. Nur wenige Sekunden brauchte es, um das Hallenser Premierenpublikum am 12. Oktober in eine fulminante Hörspielperformance hineinzuziehen und für 100 Minuten nicht mehr loszulassen.

Wie sehr „live“ diese Ursendung werden würde, machte Festivalleiter Knut Aufermann bei seiner einleitenden Conference deutlich: Xentos ‘Fray’ Bentos alias Jim Whelton (GB), ein unter etlichen Pseudonymen agierender Multiartist aus London, hatte erst wenige Tage zuvor das Manuskript seines neuesten Hörspieltextes fertiggestellt.

In immer größer werdenden repetetiven monologischen Radien sich bewegend, entwickelte sich aus Stimme und Klang nach und nach eine Figur in den Köpfen der Zuhörer. Diese trug facettenreich un-menschliche, büro-kratische, verschroben-titanhafte bis kafkaeske Züge und blieb ein Rätsel bis zuletzt, als sie im Schlussakkord von ihrer aktiven folternden Anwesenheit bei der römischen Kreuzigung eines jüdischen Aufrührers im Jahre 33 berichtete.     

Ralf Wendt (D), Performance- und Sprechkünstler aus Halle, stellte sich der Aufgabe einer Sprech-Interpretation des quasi über Nacht ins Deutsche übertragenen Textes. Beiden Künstlern gelang es, die experimentelle Gratwanderung aus literarischer Fiktion, Klangkunst, LiveHörspiel und Bühnen-Performance überzeugend umzusetzen.

Die Aufführung im Halleschen Festivalzentrum in der Rathausstraße wurde zeitgleich auf mehreren  UKW-Frequenzen in Halle, Berlin und London übertragen.

foto: www.marcus-andreas-mohr.de

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