Liebe Gäste, liebe Freunde,
wir freuen uns Euch alle zur Eröffnung der Ausstellung participant observer heute Abend begrüßen zu dürfen. Daß diese Ausstellung hier heute eröffnet werden kann war lange sehr ungewiss. Zunächst war nur der Verdacht, hier gibt es eine Geschichte, die nicht zu Ende ist, und die vielleicht etwas zu tun hat mit uns und mit dem was wir hier selber wollen und zu tun versuchen. Und eine große Neugierde.
Liebe Mit-Mitglieder der Akademie, Liebe Freunde der musischen Künste, Liebe Gäste,
Wenn meine Hände zittern, versteht dies bitte als Analogie zu den Blättern eines Olivenbaumes nordwestlich von Athen im Angesicht Platons, der sprach: „Der Beginn ist der wichtigste Teil der Arbeit.“ Wir haben begonnen. Mit genau diesem Wortlaut begründeten 11 Personen vor 5 Jahren und 7 Tagen (2016 war ein Schaltjahr) die Akademie der Künste Sachsen-Anhalt. Mit manchen Ideen, vielen Fragen und einigen konkreten Wünschen. Eine Gruppe von Menschen, verbunden durch ihr Kunstschaffen und eine gemeinsame Einladung, formulierte eine Akademie.
Der blinde Fleck, liebe Freunde der höheren Weihen, meine Damen und Herren, liebe Akademiegeschwister,
der blinde Fleck beschäftigt uns, der das – Sie verzeihen die zeitgemäße Wortwahl – Arschloch der Dinge umkreist, er läßt uns nicht los. Wir starren auf den alten Lichtschlucker und können es nicht fassen.
So viele Jahrtausende Mühsal, um festzustellen, daß wir am Ende wieder an der alten Weggabelung stehn. Möge es sein, daß ich mich da versteige, und möge es sein, daß wir ihn eben auch reziprok, umgekehrt verstehen können. Vorerst aber bekommt die Welt, nein, die ablaufende Weltgeschichte, die Schnabeltasse verabreicht, von einer Amme mit blonder, steiler Tolle die Geldbrust, wer kann das schon wissen.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Gründungsmitglieder der Akademie,
als an einem schönen, sonnigen Tage vor zweieinhalb tausend Jahren ein griechischer Philosoph den folgenschweren Entschluss fasste, eine neue Immobilie, einen bezaubernden Olivenhain, der einem Halbgott mit dem Namen Akademos gehörte, käuflich zu erwerben, konnte er noch nicht ahnen, dass selbst in den, von Athen aus gesehen, entlegensten Gebieten, in den tiefsten, sumpfigen Provinzen eines mit Mythen umwobenen hohen Nordens, eben zweieinhalb tausend Jahre später, sich noch ein Echo auf jenen Namenspatron des Musen-Hains vernehmen lassen wird. Platon dürfte, sofern er vom Philosophenhimmel herabschaut, mit einigem Erstaunen zur Kenntnis nehmen, dass ein paar barbaroi und Künstler obendrein Titel und Namen des Akademos nun auch für sich in Anspruch nehmen und auf ihre Weise nach dem guten und freien Leben fragen. Seit dem 07.12.2015 gibt es sie, die Akademie der Künste Sachsen-Anhalt. Dies ist das Datum ihres Geburtstages.